lukas hollaus im interview

Lukas Hollaus

"Jetzt schaffe ich es, mit sehr sehr wenig Aufwand, sehr viel Stress, sehr wenig Erholung und sehr wenig Ruhe, dass es so noch funktioniert", so der Triathlet zu seinen Erfolgen seit Beendigung der Profikarriere. 

Im Interview

  • reflektiert Lukas Hollaus seine Karriere
  • warum er es nach wie vor nicht lassen kann
  • und ob er dieses Jahr noch ein letztes Mal beim Trumer Triathlon am Start stehen wird. 

 

 

Kannst du dich noch an deinen ersten Wechsel vom Fahrrad direkt in die Laufschuhe erinnern? Was dachtest du damals?

Mich an meinen ersten Wechsel vom Fahrrad in die Laufschuhe zu erinnern fällt mir schwer, nachdem das ja doch schon mindestens 25 Jahre her ist.  Was ich dazu sagen kann ist, dass mir das von Anfang an eigentlich relativ gut gelungen ist, weil es doch eine der größten Herausforderungen ist. Nur weil man ein guter Läufer ist heißt das noch lange nicht, dass man im Triathlon die Laufleistungen auch noch nach einer ordentlichen Vorbelastung beim Schimmern und beim Radfahren abrufen kann. Aber ich habe das von Anfang an glaube ich ganz gut gemeistert und natürlich ist es über die Jahre immer besser geworden. Mittlerweile ist es eigentlich so, dass ich glaube fast gleich schnell laufen kann wie wenn ich davor noch nichts gemacht habe. Da ich es jetzt schon so viele Jahre ausgeführt habe, muss ich das auch im Training nicht mehr simulieren. Ich habe inzwischen einfach die Voraussetzungen, dass ich sofort in meinen Laufrhythmus finde und gleich die Leistung abrufen kann.

Welche Tipps hast du für unsere Leser, wie kann der Sprung vom ambitionierten Hobbyathleten zum Profi gelingen?

Man sollte auf keinen Fall irgendwas überstürzen, also ich kann's nur an meinem Beispiel sagen. Bei mir war das am Anfang überhaupt nicht der Plan, dass ich irgendwann mal Profitriathlet werde, sondern ich war einfach sehr ambitioniert. Habe mir Ziele gesetzt, die Ziele wurden immer größer und wenn man die erreicht, dann setzt man sich wieder neue Ziele, die wieder größer sind. So kommt das eine zum anderen. Aber das Wichtigste ist bestimmt, dass man sich die Ziele nicht zu ehrgeizig setzt, die Ziele sollten sich an der persönlichen Entwicklung orientieren, nicht an Ergebnissen oder Vergleichen. Man sollte wirklich schauen, dass man für sich selber einen guten Weg findet, diesen behutsam geht ohne etwas zu überstürzen, das geht über viele viele Jahre.

Wie gesagt, ich denke für sich selber eine gute Strategie festlegen, was sind meine Ziele, wie möchte ich die nächsten Jahre gestalten, was ist notwendig, um grad an meinen Schwächen zu arbeiten damit ich die Voraussetzungen habe, irgendwann als Profi Fuß zu fassen.

Wenn man deine Erfolge von 2022 ansieht, und dieses Jahr geht es offensichtlich gleich weiter, ist es schwer zu glauben, dass du deine Profikarriere tatsächlich beendet hast.

Ja, definitiv. Ich bin immer wieder sehr überrascht, wie gut das aktuell noch funktioniert. Ich weiß wie ein Profi-Leben aussieht und das habe ich seit Tokio bzw. eigentlich schon vorher mit Familie daheim nicht mehr so gehabt wie es im Idealfall aussehen sollte. Aber man sieht ja, dass das nicht unbedingt negative Auswirkungen haben muss, es hat dafür andere Vorteile. Dass ich nach wie vor auf diesem Level performen kann ist sicher dahingehend zu erklären, dass ich jahrelang auf einem Top Level trainieren konnte und davon zehre ich jetzt natürlich. Jetzt schaffe ich es, mit sehr sehr wenig Aufwand, sehr viel Stress, sehr wenig Erholung und sehr wenig Ruhe, dass es so noch funktioniert. Hätte ich mir nicht gedacht und macht es natürlich umso schöner, aber ich bin mir bewusst, dass dies zeitlich begrenzt ist und deswegen habe ich für mich entschieden, dass ich heuer meine letzte Saison bestreiten möchte. Ich merke einfach, dass ich schon ziemlich am Limit unterwegs bin und ich will meinen Körper nicht überstrapazieren.

Aber ja, läuft nach wie vor :) Letztes Jahr habe ich mir gedacht, okay das wird mein letztes Jahr, aber habe mich dann irgendwie doch nicht getraut beziehungsweise überwinden können zu sagen „Okay das war's jetzt“. Ich hoffe, dass das heuer besser gelingt. Die Latte war bzw. ist hoch, weil letztes Jahr schon so super gelaufen ist und dieses Jahr hat nicht schlechter angefangen. Dementsprechend freue ich mich auf meine letzten zwei Rennen wo ich natürlich schauen werde, dass ich da nochmal eine gute Leistung zeigen kann.

Lukas Hollaus beim Trumer Triathlon 2022

 

Wie haben sich dein Training und vor allem die mentale Einstellung seither verändert und hast du es schon mal bereut? Welche Aspekte des Profi-Daseins vermisst du und welche nicht? (Sofern du das schon sagen kannst, du bist ja weiterhin bei Wettkämpfen ganz vorne dabei)

Das Training sieht jetzt natürlich ganz anders aus, ich schaff nur noch einen Bruchteil vom Umfang den ich über all die Jahre gewohnt war. Dementsprechend ist das Training deutlich intensiver geworden. Aufgrund des Zeitmanagements versuche ich in der wenigen Zeit die ich hab das Training möglichst effektiv zu machen und setze sehr bewusst meine Reize. Ich probiere gerne neue Sachen aus, die ich bei anderen Athleten sehe oder was grad Up-to-date ist, was ich über die letzten Jahre nicht gemacht habe. Mittlerweile finde ich einen guten Weg bzw. kann gut einschätzen was für mich funktioniert und es ist mir auch wichtig, dass ich das an meine Athleten weitergeben kann. Man soll sich nicht am Stand bewegen sondern immer weiter entwickeln und dementsprechend mache ich an mir selbst spannende Erfahrungen und schaue das ich ein paar Inputs an meine Athleten weitergeben kann.

Auch die mentale Komponente hat sich stark geändert, ich habe keinen Druck mehr sondern starte weil es mir spaß macht, weil es mein Hobby ist. Ich habe keine Verpflichtungen mehr, muss keinen Qualifikationen nachlaufen und ich mach auch nur mehr die Rennen die ich machen will, was bisher ja nicht möglich war. Es ist einfach viel entspannter und vielleicht macht gerade die Lockerheit den aktuellen Erfolg aus, dass ich in den letzten 12 Monaten 6 Staatsmeistertitel holen konnte. Es scheint, dass die Lockerheit dazu führt, dass ich meine Leistung gezielt abrufen kann. Das hätte ich früher auch gerne gehabt.

Bereut habe ich es definitiv nicht. Ich habe letztes Jahr nochmal wirklich schöne Erfahrungen und Eindrücke gewinnen können, auch heuer speziell bei den Staatsmeisterschaften zu Hause mit dem Heimverein. Als bekannt wurde, dass in Zell am See die Staatsmeisterschaften ausgetragen werden, habe ich mir gedacht „Das wär nochmal richtig cool, da ein gutes Rennen abzuliefern.“ Der Sieg war natürlich nicht zu übertreffen.

Natürlich denkt man an früher zurück, an das Profi-Dasein, es war ja auch eine unglaublich tolle Zeit. Im Nachhinein sieht man, wie privilegiert man eigentlich ist, über die Jahre wird das irgendwann selbstverständlich. Was das Reisen betrifft, bin ich zwiegespalten. Einerseits vermisse ich die viele Zeit im Flieger und an Flughäfen nicht, aber die Welt zu erkunden wäre schon cool. Ich bin seit Tokio in keinen Flieger mehr gestiegen. Wenn ich dann die Jungs im Trainingslager sehe, habe ich schon Sehnsucht. Aber die Zeit ist vorbei, ich habe das lange genug gehabt und ich genieße jetzt die Zeit mit meiner Familie.

Wirst du auch dieses Jahr wieder beim Trumer Triathlon am Start stehen?

Ich möchte heuer ganz gern nochmal bei euch an den Start gehen. Die olympische Distanz kenne ich ganz gut, die Sprintdistanz kenne ich aber die Mitteldistanz habe ich noch nicht gemacht. Das heißt, damit ich euer ganzes Portfolio abspule, ist es mir in den Kopf gekommen, ich möchte da wirklich nochmal gerne an den Start gehen. Vor allem, ich finde die Veranstaltung super, die Strecke finde ich genial und direkt vor der Haustüre nehme ich das sehr gern war. Freue mich schon sehr, wenn's dann im Juli wieder richtig zur Sache geht.