OPTIMISTISCHER START IN DIE TRIATHLONSAISON 2021: INTERVIEW MIT ÖTRV-GENERALSEKRETÄR HERWIG GRABNER
Herwig Grabner ist Generalsekretär des Österreichischen Triathlonverbandes. Gemeinsam mit seinem Team hat er in den vergangenen Monaten unermüdlich dafür gearbeitet, dass wir nun wieder Triathlon-Veranstaltungen in Österreich erleben dürfen, wenn auch unter strengen Auflagen.
Wir haben mit ihm über die Herausforderungen bei seiner Arbeit im vergangenen Jahr, die derzeitige Situation und das COVID-Präventionskonzept, welches auch beim Trumer Triathlon im Juli zur Anwendung kommen wird, gesprochen.
Lieber Herwig, 2020 war mit Sicherheit auch für den ÖTRV ein turbulentes Jahr. Was waren für dich bzw. euch die größten Herausforderungen?
Die allergrößte Herausforderung war natürlich die Menge an Absagen, wir konnten letztendlich von knapp 100 geplanten Veranstaltungen nur 23 durchführen, was widerum in Hinblick auf die COVID-Vorgaben auch nicht einfach war. Wir sind aber froh, dass wir trotz der schwierigen Bedingungen letzendlich doch viele Bewerbe und Meisterschaften durchführen konnten und sozusagen mit einem blauen Auge auf die Saison zurückblicken durften.
Wie hast du die Reaktionen der Veranstalter darauf erlebt, dass letztendlich so viele Events nicht stattfinden konnten?
Aus meiner Sicht war die Enttäuschung natürlich gegeben, aber dadurch, dass die meisten unserer Veranstalter ja ehrenamtlich arbeiten, hatten sie ohnehin auch in ihrem eigenen Umfeld wichtigere Herausforderungen: Sei es beruflich, durch die Umstellung auf das Homeoffice bzw. Kurzarbeit, oder auch dadurch, dass zum Beispiel plötzlich die Kinder im Homeschooling betreut werden mussten. Somit war die Entscheidung für eine Absage für viele doch recht schnell klar, weil es in dieser Situation eben einfach Wichtigeres als die Organisation einer Triathlonveranstaltung gab. Da gab es eigentlich keinen Missmut, es hat eher die Vernunft gesiegt.
Ein großer Fan des Trumer Triathlon: Herwig Grabner bei der Pressekonferenz im Jahr 2018
Eine wichtige Säule im Verband ist ja die Nachwuchsarbeit. Wie habt ihr es geschafft, die Motivation bei den jungen Athleten hochzuhalten?
Wir konnten zum Glück die beiden wichtigsten Österreichischen Meisterschaften (Anm. Triathlon in Traun und Aquathlon in Ferlach) für den Nachwuchs durchführen, dadurch war die Motivation doch sehr hoch, für diese Bewerbe entsprechend zu trainieren. Im Winter ist es ebenfalls gut gelungen, weil viele Nachwuchs-Athleten da schon die Möglichkeit hatten, wieder in Hallenbädern zu schwimmen und sich auf die jetzige Saison vorzubereiten. Für unsere Kader-Athleten gab es zudem die Next Generation Challenge, ein internationales Projekt vom europäischen Triathlonverband, bei dem sich die komplette Nachwuchs-Triathloncommunity messen konnte. Wir konnten damit nicht nur die Athleten motivieren, sondern waren aus österreichischer Sicht auch sehr erfolgreich, mit einem ersten bzw. zweiten Platz in der Gesamtwertung sowie mehreren Top-Platzierungen in den einzelnen Altersklassen.
Bei den Events 2021 kommt – wie auch schon bei den durchgeführten Events im Vorjahr – ein eigenes Präventionskonzept zur Anwendung. Wie wurde das erarbeitet?
Bei uns intern waren hier vor allem die technische Kommission und der Sportbereich involviert. Wenn man uns als Verband als eine Säule betrachtet, sind als zweite Säule sicherlich die Veranstalter zu sehen, die sehr viel Know-How aus der Praxis miteingebracht haben. Die dritte Säule sind der österreichische Gesetzgeber und die maßgeblichen Institutionen, also das Gesundheits- und das Sportministerium, sowie Sport Austria (Anm. Österreiche Bundessportorganisation) und die regionalen bzw. lokalen Gesundheitsbehörden.
Herwig Grabner und Stadträtin (damals Sport-Landesrätin) Martina Berthold, die ebenfalls gebürtige Oberösterreicherin ist
Dieses Präventionskonzept kommt natürlich auch beim Trumer Triathlon zur Anwendung, wo auch die Staatsmeisterschaften über die Mitteldistanz ausgetragen werden. Wie zuversichtlich blickt ihr in Richtung Sommer?
Wenn man sich die aktuellen Entwicklungen ansieht, insbesondere mit Blick auf die Impfzahlen, so können wir sicherlich sehr zuversichtlich sein, dass Veranstaltungen im Sommer jedenfalls durchführbar sein werden. Bis dahin kommen hoffentlich weitere Lockerungsschritte auf uns zu, die uns allen das Leben leichter machen. Das derzeitige Präventionskonzept beinhaltet verschiedene Rahmenbedingungen, sogar einen neuerlichen Lockdown, zudem gibt es zuvor einige andere Veranstaltungen in Österreich, die als Modell dienen werden. Ich bin also sicher, dass wir uns auf die Meisterschaften, aber auch alle anderen Bewerbe in Obertrum freuen dürfen, natürlich unter Einhaltung aller Vorgaben und Hygienemaßnahmen.
An dieser Stelle muss man generell sagen, dass der Trumer Triathlon seit vielen Jahren für uns als ÖTRV sehr wichtig ist. Wir konnten dort schon zahlreiche Meisterschaften durchführen und können uns auf die Qualität der Veranstalter und die Gastfreundlichkeit der Region verlassen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle, die hier mitarbeiten und dafür sorgen, dass wir auch heuer ein großartiges Triathlonfest im Salzburger Seenland feiern dürfen.
Du bist im europäischen Dachverband „Europe Triathlon“ im Executive Board. Wie ist die Situation aktuell in anderen Ländern?
Vielen Ländern geht es deutlich schlechter als uns in Österreich, wir jammern zwar immer gerne, aber wir dürfen uns wirklich glücklich schätzen, in so einem Land leben und als Triathleten bzw. Veranstalter aktiv sein zu dürfen. Die Impfmaßnahmen beginnen jetzt aber überall zu greifen und wir hoffen, dass die Reisebeschränkungen sehr bald gelockert werden. Also ich bin auch auf europäischer Ebene sehr optimistisch, dass es weiter bergauf gehen wird.
Gibt es abschließend etwas Positives, das ihr aus dieser schwierigen Zeit für die Zukunft mitnehmen werdet?
Ja, bei all den negativen Effekten gibt es natürlich auch immer Positives: Das ist in erster Linie die Kommunikation, die zwar nicht mehr so persönlich ist, aber doch deutlich vereinfacht und qualitativ besser ist. Die Tools für virtuelle Videokonferenzen, die früher niemand wirklich nutzen wollte und konnte, sind nun absolut gängig und funktionieren hervorragend, jeder hat sie auf seinem Laptop oder am Smartphone installiert und man kann auch mal kurzfristig ein Meeting einberufen. Das erleichtert unsere Arbeit extrem.
Auch die Einzelstarts werden künftig ein Thema sein, weil wir gerade von Einsteigern sehr positives Feedback bekommen haben, da natürlich das sogenannte „Waschmaschinen-Feeling“ beim Massenstart für viele eine große Hürde darstellt. Auch an den Online-Briefings im Vorfeld der Veranstaltung möchten wir festhalten, denn man nimmt den Athleten viel Stress, am Wettkampftag können sie sich dann ganz auf ihr Rennen und die letzten Vorbereitungen konzentrieren.
Wir haben viel aus den vergangenen Monaten gelernt und sind uns sicher, dass wir damit unsere Qualität im Österreichischen Triathlonverband gemeinsam mit unseren Veranstaltern auch in der Zukunft weiter verbessern und uns weiterentwickeln werden.
Beatrice Weiss und Andreas Giglmayr entschieden 2018 die Mitteldistanz Staatsmeisterschaften in Obertrum für sich – wir sind gespannt, wie die Sieger in diesem Jahr heißen werden