Vom Triathlonprofi zum Familienvater: INTERVIEW MIT Andi Giglmayr

Andreas Giglmayr

Es war ein Moment, der den Trumer Triathlon Fans wohl ewig in Erinnerung bleiben wird: Der Salzburger Lokalmatador Andi Giglmayr feierte 2019 bei seinem vorletzten Rennen vor dem Karriereende einen fulminanten Sieg auf der Mitteldistanz.

Nach über 23 Jahren in der Triathlonszene konnte er damals beim Abschiedsrennen in Obertrum sogar noch den Streckenrekord auf 4:00:16 Stunden verbessern.

Wir haben mit ihm über sein „neues Leben“ nach dem Leistungssport gesprochen, welche Erinnerungen er an sein letztes Rennen beim Trumer Triathlon hat und ob er Patrick Lange eine Zeit von unter 4 Stunden beim diesjährigen Trumer Triathlon zutraut.

 

Andi, die allerwichtigste Frage zuerst: Wie geht es dir bzw. euch?

Danke, mir bzw. uns als Familie geht es sehr gut. Inzwischen haben wir ja schon seit 9 Monaten unseren kleinen Luis bei uns – es ist einfach ein wunderschönes Gefühl, Eltern zu sein und wir genießen das jeden Tag.

Du hast ja schon mit 12 Jahren mit dem Triathlonsport begonnen. Wie war die Umstellung vom Spitzensportler zum Familienvater für dich?

Naja, ich bin ja nicht mehr der Jüngste und habe den Sport wirklich lange ausgeübt. Die olympische Karriere war bereits 2012 nach den Spielen in London vorbei, ein Jahr später habe ich mein letztes Weltcup-Rennen bestritten und wurde Staatsmeister über die Kurzdistanz in Obertrum.

In 2014 bin ich auf die langen Distanzen gewechselt und habe gleichzeitig mit dem Physiotherapie-Bachelorstudium an der FH Salzburg begonnen. Den Leistungssport mit dem Fachhochschul-Studium zu kombinieren war schon eine große Herausforderung, vor allem das Physiotherapie-Studium ist extrem zeitaufwändig. Im Nachhinein betrachtet, ist mir das sehr gut gelungen, ich habe dann auch schon nebenbei die Praxis aufgebaut, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

Also die Umstellung war kein Problem, weil ich nie in ein Loch gefallen bin und immer einen Plan gehabt habe. Die Praxis läuft super, wir sind dort insgesamt 9 Physiotherapeuten und nebenbei habe ich auch noch ein zweites Unternehmen, das auf Bike Fitting spezialisiert ist. Der Familienzuwachs letztes Jahr war natürlich die absolute Draufgabe.

Andi Giglmayr BikeDer Trumer Triathlon war für Andi Giglmayr stets mehr als nur ein Wettkampf

Bleibt neben Job und Familie aktuell überhaupt noch Zeit für Sport? 

Nicht wirklich. Ich bin tatsächlich seit meinem allerletzten Rennen in Zell am See 2019 nicht mehr geschwommen, war aber im Winter viel mit den Touren- und den Langlaufskiern unterwegs. Ansonsten laufe ich immer noch gerne und sitze vor allem viel am Mountain- und Gravelbike. Letztendlich bleibt aber nur 1-2 Mal die Woche Zeit für Sport, weil ich wirklich viel in der Praxis arbeite und jede freie Minute mit meiner Familie verbringen will.

Die Mitteldistanz in Obertrum war dein vorletzter Wettkampf. Wie war dieses Rennen für dich?

Der Trumer Triathlon war immer mein Lieblingsrennen, da gibt es viele sehr positive Erinnerungen. Ich wurde dort 2013 erstmals Staatsmeister auf der Kurzdistanz, durfte danach noch zwei Siege und einen zweiten Platz feiern. Der Haunsberg ist ja "mein Hausberg", ich wohne jetzt in Neumarkt am Wallersee und habe davor in St. Georgen gewohnt.

Das Besondere am Trumer Triathlon ist, dass ich mich auch mit dem TrumerTriTeam als Veranstalterverein sehr verbunden fühle – also das war nicht irgendein Rennen für mich, ich war wirklich sehr gerne dort am Start und bin danach auch immer noch gerne auf ein, zwei Bier geblieben.

Auf der Mitteldistanz beim Trumer Triathlon hältst du aktuell den Streckenrekord mit 4:00:16. Warst du damals ein bisschen enttäuscht, dass sich die 4-Stunden-Marke so knapp nicht ausgegangen ist?

Nein, überhaupt nicht. Man muss dazusagen, dass Obertrum damals 2 Wochen nach dem Ironman Klagenfurt (Anm. Andi wurde dort 7.) stattfand. Also ich war körperlich ganz sicher nicht zu 100% fit, der Sieg in Obertrum war in meinen Augen in erster Linie eine mentale Leistung. Also ich war absolut zufrieden mit dem Rennen und habe die 16 Sekunden nicht tragisch gefunden. Auch, wenn danach noch Zell am See am Programm stand, war Obertrum für mich irgendwie das letzte Rennen, wo ich im Kopf mit meiner Triathlonkarriere abgeschlossen habe.

Staatsmeister 20182018 krönte sich Giglmayr in Obertrum zum Staatsmeister auf der Mitteldistanz 

Patrick Lange verfolgt heuer ja das Ziel, unter 4 Stunden zu bleiben. Traust du ihm das zu?

Auf jeden Fall. Ich denke, er wird perfekt vorbereitet an den Start gehen. Er ist ein großartiger Sportler und ich wünsche ihm, dass er die Marke knackt. Solche Zeiten sind letztendlich da, um unterboten zu werden – also ich halte ihm die Daumen und traue es ihm absolut zu. Ein bisschen anstrengen wird er sich aber trotzdem müssen (lacht).

Hast du vielleicht einen Tipp für alle, die heuer in Obertrum zum ersten Mal überhaupt einen Triathlon absolvieren?

Ich würde sagen, man sollte beim Schwimmen nicht überpacen und sich vor allem die Radstrecke gut einteilen. Egal bei welcher Distanz, es sind ja doch einige Höhenmeter zu absolvieren. Deshalb sollte man am Weg zum ersten Anstieg schauen, dass man seinen Rhythmus findet, dann bergauf ein gutes Tempo findet und sich in den Abfahrten etwas erholt. Man sollte gut mit der Energie haushalten, weil es – vor allem bei der Mitteldistanz – beim Laufen schon nochmals hart werden kann. Vor allem wenn es warm ist, sollte man die letzte Disziplin nicht unterschätzen.

Wärst du stolz, wenn Luis eines Tages auch Triathlon machen möchte?

Anna und ich haben eigentlich gar kein Interesse daran, dass Luis Triathlet wird. Wenn er das aus eigenem Wunsch machen möchte, wird er natürlich von uns unterstützt, aber es gibt ja auch andere Sportarten. Dass er in seiner Freizeit irgendeinen Sport betreibt, wäre uns schon wichtig, idealerweise natürlich einer, den wir gemeinsam als Familie ausüben können.

Andi Giglmayr Bike FittingAndi Giglmayr mit TrumerTriTeam Vizepräsident Fabio Richlan beim Bike Fitting